Wildflusslandschaft Tiroler Lech
Mein Film zum Thema bei Youtube:
Man kann es kaum glauben, aber die Donau und ihre alpinen Nebenflüsse Iller, Lech, Isar und Inn waren einmal unverfälschte, lebendige Flüsse. Statt einer Kette lebloser Stauseen besaßen sie ein natürliches Flussbett, in dem sich im Frühling das Hochwasser austoben konnte und das im Hochsommer weiträumige Sand- und Kiesbänke freigab, zwischen denen sich die Flussarme in wechselnden Gerinnen hindurchschlängelten. Es gab Nebenarme und Altarme, Kiesinseln und einen harmonischen Wechsel zwischen schnellen und langsamen Fließstrecken. So entstanden Flüsse voller Leben, deren gewaltige Mengen an Fisch den Flussanrainern als bedeutende Proteinquelle dienten und die Grundlage für einen einkömmlichen Berufsstand bildeten, nach dem in Ulm ein ganzer Stadtteil benannt wurde: das Fischerviertel. Sogar Ufer soll es gegeben haben. Ufer? Ja, richtige Ufer! Nicht diese mit dem Lineal gezogenen, oft mit Betonplatten armierten Dämme, auf denen man mit Sonntagsschuhen spazieren gehen kann. Nein, abwechslungsreiche Ufer aus Geröll und Sand, auf denen sich Treibholz verkeilt und die bei Hochwasser unter gurgelndem Wasser verschwinden.
Sie wissen gar nicht, wovon hier die Rede ist? Mit der vollständigen Zerstörung unserer Flussläufe und ihrer Unterwerfung unter die vermeintlichen ökonomischen Zwänge unserer Zeit, die Lebensqualität in Euro misst, erloschen auch die Erinnerungen an die Schönheiten eines natürlichen Flusslaufes. Wer sein Herz mit verloren gegangenen Bildern füllen möchte, dem sei ein Besuch im Tiroler Lechtal zwischen Reutte und Stanzach empfohlen. Die Bundesstraße 198 von Reutte nach Lech, Warth und Zürs führt unmittelbar am letzten großen Wildflussabschnitt der Nordalpen entlang. Man muss nur anhalten, aussteigen und schauen. Aber Vorsicht, ein solcher Besuch kann zum Naturschutz bekehren!
Interner Link: Kanalisierung der Donau
Interner Link: Kiesbänke und ihre Bewohner
Externer Link: Naturpark Tiroler Lechtal