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Wintergäste auf der Donau

 

 

 

Spätestens ab Ehingen ist die Donau ein eindrucksvolles Dokument systematischer Naturzerstörung. Nach fast 150 Jahren Donauregulierung ist der Flusslauf durchgehend  begradigt und durch eine Kette von Stauwerken in nur wenige Kilometer lange, kalanisierte Abschnitte segmentiert. Auch wenn die Betriebswege entlang der kanalisierten Donau Spaziergängern, Joggern und Radlern als beliebte - und vor allem wohl auch bequeme - Ausflugsziele dienen, sollte die Besucherfrequenz nicht über das Ausmaß der mit diesen Maßnahmen verbundenen Verarmung der Tier- und Pflanzenwelt hinweg täuschen.

Im Hochwinter aber, wenn lange Frostperioden die zahlreichen Seen und Teiche entlang des Donautales mit einer geschlossenen Eisdecke versiegelt haben, dann herrscht auf den Stauseen der Donau eine hektische Betriebsamkeit. Schwimmvögel sammeln sich oft in großen Scharen, um auf den letzten offenen Wasserflächen die Eisperioden zu überdauern. Steigen die Temperaturen, verschwinden viele Entenvögel wieder in die nahrungsreicheren Gewässer der Umgebung. Auch wenn die spektakulärsten Vogelansammlungen in den Januar und Februar fallen, eignet sich das gesamte Winterhalbjahr für Beobachtungen überwinternder und durchziehender Wasservögel.

Die Blässhühner gehören zu den häufigsten Schwimmvögeln. Sie verteilen sich meist über die gesamte Wasserfläche, denn sie sind eigentlich nicht sehr gesellig. Die Erpel beginnen schon ab Neujahr mit der Intensivierung ihrer Revierkämpfe. Hoch spritzen die Wasserfontänen, wenn ein aggressiver Blässhahn einen Nebenbuhler über das Wasser jagt. Klar dass er im Eifer des Gefechtes bereits in das Revier eines anderen Kontrahenten eingedrungen ist, der ohne zu zögern zurückschlägt. Der Beobachter ist fasziniert von diesem Hin und Her der Verfolgungsjagden und kann sich nur wundern, wo die Tiere in dieser Jahreszeit überhaupt die Kraft hernehmen.

Beeindruckend ist die Vielzahl an Enten. Die oft  dichten Schwärme setzen sich meist aus unterschiedlichen Arten zusammen. Die Weibchen kann nur ein geübter Beobachter unterscheiden. Die oft prachtvoll gefärbten Erpel sind mit Hilfe eines Fernglases und eines Bestimmbuches meist leicht zu erkennen. Neben den bei uns auch im Sommer häufigen Stock-, Tafel- und Reiherenten gesellen sich Artgenossen aus dem Norden in großer Zahl. Hinzu kommen durchziehende oder überwinternde  Krick-, Knäk-, Speiß-, Pfeiff-, Berg-, Schnatter- und Löffelenten. Gänsesäger, Kormorane, Haubentaucher, Höckerschwäne und manchmal auch Singschwäne aus den nördlichen Bereichen Europas und Asiens bevölkern die offenen Wasserflächen.

 

 

Stockenten gehören das ganze Jahr zu den häufigsten Schwimmvögeln auf der Donau

 

Tafelenten sind häufige Wintergäste 

Reiherenten-Erpel sind unverkennbar

 

Die Erpel der Schellente zeigen ein unverwechselbares Gefieder mit einem weithin sichtbaren weißen Fleck auf den Wangen

 

Kormorane im Abendlicht

 

 

Höckerschwäne sind die "Flaggschiffe" der Donau

 

 

Singschwäne sind seltene, aber in den letzten Jahren doch auch regelmäßige Gäste aus dem hohen Norden Europas und Westsibiriens. Sie unterscheiden sich durch die gelb-schwarze Schnabelfärbung von den häufigen Höckerschwänen. Auch im Winterquartier lassen sie regelmäßig ihren weithin schallenden, namensgebenden Ruf ertönen.

 

Die unscheinbaren Zwergtaucher suchen gerne im Ufergenist nach Nahrung.

 

 

 

Die offene Wasserfläche bietet Schutz vor Landfeinden wie Fuchs und Marder. Um den seltenen, aber im Winter regelmäßig aus dem Ostseeraum einfliegenden Seeadlern zu entgehen, schließen sich die Entenvögel oft zu großen Trupps zusammen. Es ist ein unvergessliches Erlebnis, wenn ein Seeadler im Tiefflug über die Wasseroberfläche streift. Die Enten stieben bei jedem Überflug auseinander, um sich sofort wieder im Schutze des dichten Schwarmes zu sammeln. Sie wirken nicht gerade panisch, eher diszipliniert. Offenbar erkennen sie, dass der Greifvogel es gar nicht nötig hat, sich mit dem kräftigen Wassergeflügel anzulegen, sondern mit seinen Testangriffen auf leicht zu erbeutende, von Hunger und Kälte erschöpfte Artgenossen aus ist. Es sind meist junge Seeadler, wie der auf dem Foto, die bis in den Donauraum nach Süden vagabundieren.Sie unterscheiden sich von den Altvögeln an den noch nicht schneeweiß ausgefärbten Schwanzfedern.

 

Infobox


Für Wasservogelbeobachtungen eignet sich der gesamte Lauf der Donau. Dort, wo der Fluss durch Stadtgebiete fließt, z.B. in Ulm, sind gerade Entenvögel durch Fütterung zahm und zugänglich. Große Massen an Schwimmvögeln sammeln sich besonders hinter den Stauwerken, die in der Regel auch gut erreichbar sind. Von besonderem Reiz ist der Öpfinger Stausee. Von der B311 von Um nach Ehingen in Öpfingen abbiegen. Das Fahrzeug hinter der Donaubrücke parken und flussabwärts Richtung Kläranlage wandern. Am Nordufer des Stausees befindet sich eine Beobachtungshütte.

Der Faiminger Stausee besticht durch seine Größe. Hier sammeln sich an harten Wintertagen Schwimmvögel in großen Massen. Die Chancen für Seeadlerbeobachtungen sind hier besonders hoch. Die B16 von Günzburg nach Donauwörth über die Ausfahrt Faimingen verlassen. Im Ort der Ausschilderung Richtung Kraftwerk folgen. Der Parkplatz liegt direkt am Damm des Staubeckens.