Darf ich mich kurz vorstellen?
Das Licht der Welt erblickte ich 1953 in der Pfalz, meine Kindheit und Jugend verbrachte ich allerdings in Hamm in Westfalen. Trotz des Lebens in einer Industriestadt war ich von Kindesbeinen an von Natur fasziniert. Meinen ersten Naturfilm sah ich 1960 im Kino, er hat mich nachhaltig geprägt. Es war Bernhard Grzimeks "Serengeti darf nicht sterben". Fortan gehörten Zeitschriften wie "Das Tier", "Der kleine Tierfreund" und der "Kosmos" zu meinen ständigen Begleitern. Meine Expeditionen führten mich zunächst an den Stadtrand meines Wohnortes am Ostrand des Ruhrgebietes und später in die weitere Umgebung — soweit man damals eben mit einem Fahrrad kommen konnte. Zur Konfirmation bekam ich meine erste Kamera, eine Zeiss Icarex 35 CS, und dann mit sechzehn ein richtiges Fernglas. Für mich stand schon früh fest, dass ich Naturforscher werden wollte.
Folgerichtig begann 1975 mit dem Studium der Biologie an der Universität Münster. Mein Interesse galt der klassischen, organismischen Biologie, insbesondere der Taxonomie, Entomologie, Evolutionsbiologie und Ökologie. Die Arbeit im Labor reizte mich weniger. Folgerichtig promovierte ich 1984 mit einem Feldforschungsthema über die Struktur und Dynamik einer Population des Laufkäfers Carabus auronitens. Diese Arbeit beschäftigte sich mit der Demografie von natürlichen Populationen, unter anderem auch um die Frage, wie lokale Populationen überleben oder gegebenenfalls auch aussterben. Damals war mir die Brisanz dieser Untersuchungen im Hinblick auf die geradezu selbstmörderische Vernichtung der Artenvielfalt und Biodiversität durch uns Menschen, obwohl dies ja schon zu jener Zeit nicht mehr zu leugnen war, nicht bewusst. Dass ich fast vier Jahrzehnte später, aus Sorge um die Zukunft unserer Kinder und Enkel, dieses Thema wieder in das Zentrum meines Handelns rücken würde, lag damals jedenfalls außerhalb meiner Vorstellungskraft.
Schon während meines Studiums haben mich viele Reisen nach Skandinavien geführt. Später besuchte ich auch Kanada, Grönland, Island und Spitzbergen. Meine Frau teilte meine Interessen für den Hohen Norden. Besonders Lappland hat es uns bis heute angetan. Wir lernten Norwegisch. Als Geografin promovierte meine Frau selbstverständlich auch über ein angemessenes Thema: Rentierwirtschaft in Nord-Norwegen. Hierfür hielten wir uns mehrfach viele Monate jenseits des Polarkreises auf. Für mich spielten Fotografie und die Beobachtung der Pflanzen- und Tierwelt arktischer Lebensräume eine zentrale Rolle. Klar, das sollte auch mein Beruf werden.
Aber Zufälle - und nicht zuletzt die Erfordernisse des Arbeitsmarktes - wiesen in eine andere Richtung: Ich lenkte meine Interessen nun doch auf typische Labordisziplinen wie Zellforschung und Genetik und profilierte mich in der Krebsforschung. Zunächst in Münster, dann an der Universität Ulm, wo ich mich als außerplanmäßiger Professor für Experimentelle Zytologie etablierte. Auch nicht schlecht. Das intensive Erleben der Natur blieb aber immer ein wichtiger Ausgleich für die oft anstrengenden und nicht selten auch gleichförmigen Tätigkeiten im Labor. So faszinierend Forschung auch ist, die Erfolge werden oft recht mühselig erkauft. Für die Aufrechterhaltung meines inneren Gleichgewichtes war es geradezu ein Glücksfall, dass mich mein Beruf vor über zwanzig Jahren in einen der vielfältigsten Naturräume Deutschlands verschlagen hat, mit der Donau und ihren Auen und der Schwäbischen Alb ganz in der Nähe - und die Alpen sind auch nicht fern. Für das Leben in meiner neu gewonnenen Heimat habe ich gerne auch auf weitere berufliche Veränderungen verzichtet, die doch immer in Großstädte geführt hätten, eine Vorstellung, mit der ich mich nie so recht anfreunden konnte.
Die Entdeckung der naturräumlichen Eigenheiten der Region zwischen Alb und Alpen wurde meine wichtigste Freizeitbeschäftigung. Nie fehlen Fotoapparat und Fernglas. So hielt ich mir immer einen Weg zu meinen Wurzeln als "Feld-, Wald- und Wiesen-Biologe" frei, den ich im Innern meines Herzens nie richtig verlassen habe. Tatsächlich hat gerade die intensive berufliche Fokussierung auf die Molekularbiologie und Genetik meinem Verständnis für die Prinzipien der Evolution und die Mechanismen der Anpassung in der Tier- und Pflanzenwelt einen enormen Schub verliehen. Nie war meine Bewunderung für die Schönheit und Perfektion selbst der kleinsten Organismen und deren Vernetzung zu Lebensgemeinschaften und Ökosystemen größer als heute – was allerdings auch für die Sorge um den Verlust dieser Vielfalt gilt.
Was soll nun diese Homepage? Je intensiver ich mich mit der Natur unserer näheren und weiteren Heimat beschäftigte, desto erstaunter war ich über den Mangel an biologischem Grundwissen selbst bei den Mitmenschen, die sich gerne in der Natur aufhalten. Selbst diese Spezies des interessierten Naturfreundes scheint vom Aussterben bedroht zu sein, denn unsere Jugend hält sich viel mehr im Hause auf, als das in meiner eigenen Kindheit der Fall gewesen ist. Entfremdung von der Natur - so lautet meine Diagnose. Dies zeigt sich bereits bei simplen Dingen: Wie viele Menschen können auch nur fünf Baumarten auseinanderhalten? Wer erkennt auch nur drei Vogelarten am Gesang? Ja, viele Menschen meistern nicht einmal unsere Getreidearten. Diese Uninformiertheit ist erschreckend, nicht allein weil Naturwissen ein wichtiger Bestandteil unserer Allgemeinbildung ist, sondern weil wir gerade heute über eine breite Umweltkompetenz verfügen müssen, um wenigstens die wichtigsten Zukunftsfragen lösen zu können. Klimawandel, Artensterben, Naturzerstörung, Überbevölkerung oder exzessive Ressourcennutzung, das sind nur einige Schlagworte, die für die Lebensqualität, ja für das Überleben unserer nachkommenden Generationen von folgenschwerer Bedeutung sind - und die richtigen Entscheidungen müssen hier und jetzt getroffen werden. Nie war unsere Verantwortung für die Wahrung unserer natürlichen Umwelt größer als heute!
Diese Homepage will aber nicht nur Probleme und Konflikte aufzeigen und beständig den Finger in schmerzende Wunden legen, sondern sie will auch auf die Schönheit der Natur in unserer näheren und weiteren Umgebung hinweisen. Denn was man wirklich liebt, das möchte man auch behalten. Naturwissen ist der Weg zum Natur- und Umweltschutz. Das Erscheinungsbild dieser Seiten ist wenig professionell, „handgestrickt“ eben, aber biologisch einwandfreie Informationen mit möglichst eindrucksvollen Fotos zu verknüpfen, das ist mein Ziel.
Ich freue mich daher über Ihren Besuch
Ihr
Jörg Hemmer